Brecht das Schweigen auf und fragt nach!

Mit diesem Appell kam Dr. Peter Schuntermann, geboren 1934 in Hamburg, zu uns in die 10k1 und erzählte von seiner Kindheit während des NS-Regimes.

Der ehemalige Hamburger Junge lebt heute in Boston, USA, und praktiziert dort an einer Klinik der Harvard-University in der Jugendpsychiatrie mit dem Fachgebiet Autismus.

Dr. Schuntermann, der sich selbst zur „Generation nach dem Krieg“ zählt, berichtete uns von vereinzelten Kindheitserinnerungen und seiner Familie. So erinnert er sich vor allem an das Schweigen über die Geschehnisse zu dieser Zeit. Dass nicht darüber geredet wurde, warum das gleichaltrige Mädchen nun einen gelben Stern tragen musste, woher das gebrauchte Segelboot kam, das er von seinem Vater geschenkt bekam, was Juden denn überhaupt waren und was denn eigentlich mit seiner Tante, die einen Juden geheiratet hatte, geschah. Irgendwann hätte man als Kind nicht mehr nachgefragt, denn in der Öffentlichkeit wurde nicht darüber gesprochen und nur noch das Schweigen wahrgenommen.

„Alle verstummten und die Türen wurden abgeschlossen, als wir durch das von Stacheldraht umzäunte Ghetto fuhren. Überall waren halb verhungerte Menschen zu sehen. Niemand sagte etwas und als wir das Ghetto verließen, brach das Schweigen und alle redeten normal weiter als wäre nichts.“

Schuntermanns Vater war selbst ein Parteiangehöriger und verbeamtet im Gesundheitsamt. So ist für Herrn Dr. Schuntermann die komplizierte Frage der Schuld auch schwer zu beantworten.

Und vielleicht auch gerade deswegen ist es wichtig, sich zu erinnern. Es ist wichtig, die Erinnerung und Wahrheit aufrecht zu erhalten und darüber zu reden.

Und wir sind außerordentlich dankbar, dass wir mit dem sympathischen und interessanten Dr. Peter Schuntermann über dieses wichtige Thema reden durften! Und hoffen, dass wir immer genügend Fragen an unsere Eltern und Großeltern haben.

 

Lina Wahl, 10K1, 27.03.2017

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